Wir leben in stürmischen Zeiten. Ich glaube davon kann mittlerweile jeder ein Lied singen. Die globale und persönliche Situation zerrt viel an unserer Energie und an unseren Nerven. Es fällt vielen von uns nicht leicht in solchen Situationen immer die Nerven zu wahren und auf seine eigenen Ressourcen zurückzugreifen.
Manchen von uns geht es aber trotzdem gut und sie sehen alles mit einer unerschütterlichen Gelassenheit. Es sieht so aus, als ob sie die Fähigkeit zur Akzeptanz des Chaos haben und daraus schöpfen können.
Die Achtsamkeit kann hier einer der Schlüsselressourcen, um wieder mehr Balance in den Alltag zu bringen und besser mit dem Chaos des Lebens umzugehen.
Mich persönlich hatte die Achtsamkeit zu Beginn magisch angezogen und ich hatte sehr hohe Erwartungen und war gespannt, was mich erwartet. Doch meine ersten Berührungspunkte vor ca. 14 Jahren waren alles andere als magisch. Ich fand es mega langweilig mich auf den Atem zu fokussieren und dachte mir die ganze Zeit „das soll jetzt ‚achtsam‘ sein“. Ich war viel zu hippelig, ungeduldig und ergebnisorientiert und zu schnell frustriert. Da ich von meinem Alltag gewohnt war, alles schnell zu erledigen und schnell zu agieren. Doch ich bin drangeblieben und mit der Zeit hatte ich die Qualität der Achtsamkeit für mich schätzen gelernt.
In der Achtsamkeitspraxis bringen wir unsere Aufmerksamkeit in den gegenwärtigen Moment, dort wo das Leben geschieht. In unser Inneres, in unsere Gedanken, Gefühle, Empfindungen. Sprich wir kanalisieren unsere Energie bewusst dorthin, wo wir unsere Aufmerksamkeit fokussieren wollen. Wir machen uns bewusst was gerade präsent ist in uns – seien es Körperempfindungen, der Atem, Emotionen, Gedanken oder Sinneskontakte. Mit der Achtsamkeitspraxis versuchen wir unseren Geisteszustand „wach“ zu halten in den formellen Übungen wie BodyScan, Sitz-/ Gehmeditation und Yoga. Später dann, ihn immer mehr auch in den Alltag zu integrieren. Sprich auch in informellen alltäglichen Tagesabläufen wie Zähneputzen, essen, arbeiten, gute Beziehungen mit anderen aufbauen und allen Momenten unseres Lebens die Achtsamkeit zu aktivieren. Wir nehmen so die äußeren Vorgänge und innere Sinnesreizungen immer mehr wahr und finden raus, wie wir in unserer Mitte bleiben können.
Der Autopilot-Modus ist der Bereich, den wir unter anderem mit der Achtsamkeit besser kennenlernen wollen. Der Autopilot ist von der Natur aus einem cleveren Schachzug, um unsere Energie zu sparen. Doch in manchen Fällen führt er auch dazu, dass wir mehr Stress und Ärger empfinden und uns selbst aus unserer Mitte rauskatapultieren und so unkontrolliert in Stress geraten, uns überfordern, ausbrennen oder sogar die Nerven verlieren.
Daher überlassen wir in der Achtsamkeitspraxis nicht alles unserem Autopiloten. Sondern nehmen uns bewusst vor, einen gewissen Anteil unsere alltäglichen Entscheidungen, Handlungen und unser Verhalten, die wir im Autopiloten durchführen besser durch die Achtsamkeitspraxis kennenzulernen. Mit genügend Übung und Zeit, dann uns auch in diesem Moment unsere Entscheidungsmöglichkeiten aufzuzeigen oder nicht in dieses alte Denk- und Verhaltensmuster einzutauchen. Wir nehmen unsere Gedanken, Gefühle und Handlungsmuster bewusster wahr und hinterfragen uns, welche Bedürfnisse von uns gerade zu kurz kommen. Oder wo wir gerade zu viel Energie & Gedanken verlieren in unseren geistigen Prozess, der sich zu größtem Teil mit der Vergangenheit oder Zukunft befasst und sich im Grübeln und Kritisieren verliert.
Daher kann uns die Achtsamkeit unter anderem helfen, das Beste aus wohltuenden Erfahrungen herauszuholen, während wir den Einfluss der stressvollen, schädlichen Erfahrungen einschränken. Dies hilft uns resilienter auf Herausforderungen zu agieren und eine gewisse Gelassenheit im Alltag zu etablieren.